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Wie alt und jung sich gut in der Arbeit ergänzen können – zum Beispiel Andrea und Felizitas in der Diakonie SH

Zuschreibungen aufgrund des Alters sind nicht selten. Sie führen zu Einschränkungen von Teilhabe und selbst bestimmtem Leben. Welche Erfahrungen unsere Kolleg:innen gemacht haben können sie hier lesen....

Heute sprechen wir mit unseren Kolleginnen Andrea Bastian und Felizitas Brinkmann über die Dimension „Alter“. Beide teilen sich ein Büro im Diakonischen Werk Schleswig-Holstein und arbeiten zu Themen rund um Migration, Flucht, Integration und Interkulturelle Öffnung.

Was ihnen zum Thema „Alter“ einfällt und wie sich das Alter auf ihre Zusammenarbeit auswirkt erfahrt ihr weiter unten in diesem Artikel.

Aber zunächst einmal ein kleiner Exkurs:

Altersdiskriminierung

Zu jung? Zu alt? Diskriminierungen wegen des Lebensalters sind weit verbreitet. Häufig steht hinter den Benachteiligungen die Annahme, dass Menschen aufgrund ihres Lebensalters bestimmte Fähigkeiten entweder noch nicht oder nicht mehr besitzen. Solche Zuschreibungen aufgrund des Alters führen zu Einschränkungen von Teilhabe und selbst bestimmtem Leben. (1)

Insbesondere der Gebrauch von negativen Altersbildern, Stereotypen, Vorurteilen oder Generalisierungen sind diskriminierend. Dabei kann sich Altersdiskriminierung im Sprachgebrauch äußern, beispielsweise in Form von Beleidigungen. Daneben gibt es strukturelle Altersdiskriminierung in Form altersbegrenzender Regeln, Vorschriften oder Kriterien.

Vielen ist Altersdiskriminierung überhaupt nicht bewusst und wird auch nicht als solche wahrgenommen. Verwunderlich ist dies, da das „Alter“ sogar im Rahmen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) geschützt ist.

 

Schau auch gerne mal bei uns im Vielfalts-ABC rein, dort stellen wir euch Begriffe wie Ageismus oder Adultismus vor.

 

Intergeneratives Arbeiten

Die Dimension „Alter“ ist in der heutigen Zeit insbesondere aufgrund des demografischen Wandels für Unternehmen von besonderer Bedeutung. Ein Mangel an Nachwuchskräften und die Alterung der Belegschaften ist in allen Branchen angekommen.  Die Einstellung neuer Fachkräfte reicht dabei nicht aus, langjähriges Wissen und Know-How muss weitergegeben werden. Eine „Altersvielfalt“ in Organisationen scheint dabei die beste Lösung. So treffen in altersgemischten Teams ganz unterschiedliche Werte, Einstellungen und Erfahrungslevel aufeinander. Dies kann für die Teammitglieder herausfordernd und anstrengend sein, aber auch lohnend. (2)

Age Management oder Age Diversity sind nur zwei Begriffe, die dieses neue Verständnis vom Altern in Organisationen widerspiegeln.

Die Arbeitswelt, z.B. auch in sozialen Einrichtungen, profitiert von intergenerativem Arbeiten.
Das Von-, Mit- und Übereinanderlernen der Generationen, wie es beispielsweise die Fortbildung zur „Generationslots:in nach dem Dülmener Konzept“ vermittelt, spielt eine wichtige Rolle in einer veränderten Gesellschaft. So profitieren sowohl Jüngere als auch Ältere von Begegnung und Austausch der Generationen – sei es beim generationsübergreifenden Kochen oder bei Dialogveranstaltungen zu verschiedenen Themen.

 

Aber zurück zu Andrea und Felizitas. Die beiden sind ein gutes Beispiel für gelungenes Arbeiten in Altersvielfältigen Teams.

Erzählt uns ein bisschen über eure Arbeit:

A: Ich arbeite seit mehreren Jahren in europäisch geförderten Projekten zur Interkulturellen Öffnung und Integration von Nicht-EU-Bürger*innen in unser Einwanderungsland. Hierbei haben Begegnung mit der Aufnahmegesellschaft, Fortbildungen zu Vorurteilen, Stereotypen, Rassismus und kultursensibler Kommunikation immer eine große Rolle gespielt. Die Vermittlung von interkultureller Kompetenz ist wichtig für Mitarbeiter*innen von Behörden, sozialen Einrichtungen und Diensten, um den Zugang für Zugewanderte niedrigschwelliger zu gestalten. Ein besonderes Anliegen ist mir dabei, die gleichberechtigte Teilhabe der neuen Bürger*innen, besonders von Frauen, in unserem Land zu unterstützen. Mein aktuelles Projekt heißt: Netzwerk Integration Empowerment #WIRKLICHMACHEN. In diesem Projekt schaffen wir mit mehreren Organisationen in Schleswig-Holstein offene Räume für interkulturelle Begegnung. Ich bin die Projektleiterin und vernetze die verschiedenen Aktivitäten, plane Workshops und Tagungen.

F: Seit knapp 2 Jahren bin ich beim Diakonischen Werk Schleswig-Holstein und arbeite genau wie Andrea in Projekten zur Interkulturellen Öffnung. Diversität liegt mir am Herzen und ist für mich nicht nur im beruflichen, sondern auch im täglichen Leben selbstverständlich.

Wie beeinflusst euch das Alter in eurer Arbeit?

A: Ich bringe jahrelange Erfahrung im Bereich der interkulturellen Öffnung mit – denn dieses Thema treibt mich schon seit über 20 Jahren an. Dazu kommt meine professionelle Erfahrung in der Sozialarbeit, insbesondere der Sozialpsychiatrie, in der ich über 20 Jahre davor tätig war. Also man merkt: ich bin schon am Ende meines Berufslebens angelangt. Ich habe in meinem Leben viele persönliche und berufliche Erfahrungen mit Vielfalt gemacht – und das beeinflusst natürlich meine Arbeit. Seit vielen Jahren arbeite ich in einem Feld, das mir auch persönlich viel Spaß macht. Mein Alter hilft mir, mich auf die für mich wesentlichen Themen zu fokussieren und das zu machen, worauf ich wirklich Lust habe.

F: Als jüngere und neue Kollegin ist es natürlich wahnsinnig wichtig den eigenen Platz im Team und Unternehmen zu finden. Für mich stand von Anfang an fest, dass ich mich nicht verstecken und meine Expertise aus dem Studium sowie Erfahrungen aus (Auslands-)praktika bei meiner Arbeit im Fachbereich einbringen möchte. Gleichzeitig freue ich mich immer von erfahreren Kolleg:innen zu lernen und benötige ab und an ein wenig Unterstützung. Das ist aber ein Nehmen und Geben: vor allem wenn es um die Frage von Technik und Digitalisierung geht, werde ich oft um Unterstützung angefragt.

Wo könnt ihr voneinander profitieren?

A: Ich liebe den Austausch mit Felizitas und den anderen jüngeren Projektkolleg*innen – denn sie bringen aktuelle Sichtweisen in die Arbeit mit ein. Sie haben gerade ihre Studiengänge im Themenbereich Diversität beendet und sind akademisch auf dem Laufenden. Außerdem sind sie viel fitter mit den Sozialen Medien und arbeiten oft schneller als ich. Sie haben andere Ideen und sind kreativer im Umgang mit Methoden in diesen Bereichen.

F: Der kollegiale Austausch zwischen mir und Andrea ist für mich besonders wichtig. Da wir uns ein Büro teilen und zu ähnlichen Themen arbeiten ist sie meist meine erste Ansprechperson bei Fragen und Problemen. Durch ihre (Lebens- und Arbeits-) Erfahrungen blickt sie oft aus einer ganz anderen Perspektive auf die Dinge und ermöglicht mir, meine eigenen Gedanken zu hinterfragen. Dabei gibt sie mir ein Gefühl von Augenhöhe, was ich besonders an der Zusammenarbeit schätze. Ich habe das Gefühl, dass wir nicht nur voneinander lernen, sondern auch miteinander und übereinander. Das ist besonders schön.

Wo ist es manchmal herausfordernd?

A: Die Arbeit mit Felizitas empfinde ich nicht als herausfordernd, sondern bereichernd. Für mich ist es eher herausfordernd, dass mein Einsatz hier endlich ist und ich mich nicht mehr einbringen kann, keine Planungen auf längere Sicht machen kann.

F: Da kann ich mich Andrea nur anschließen.  Wir ergänzen uns super und entwickeln in unseren gemeinsamen Gesprächen innovative Ideen und Lösungsvorschläge. Das sehe ich nicht als selbstverständlich und bin sehr dankbar, dass unsere Zusammenarbeit so wunderbar funktioniert.

Wurdet ihr schon mal auf Grund eures Alters diskriminiert?

A: Mir kommt keine offene Diskriminierung in den Sinn, eher Wertschätzung meiner Erfahrungen. Aber ich denke schon, dass es hier und da Ausgrenzungen gibt aufgrund des Alters –das ist dann aber eher subtil.

F: Das ist schwer zu beantworten. Ich glaube, dass ich in Bezug auf die Dimension Alter nicht so sehr sensibilisiert bin und gar nicht bemerke, wenn ich auf Grund meines Alters benachteiligt werde.

Aber ich erinnere mich an Situationen, in denen mir Expertise abgesprochen oder mir das Gefühl gegeben wurde, dass meine Meinung weniger wichtig sei. Ob es an meinem Alter lag? Oder dass ich eine Frau bin? Schwer zu sagen.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

A: Ich wünsche mir, dass die Themen, für die ich brenne – Anerkennung von Vielfalt, Anti-Rassismus, Empowerment, Geschlechtergerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit – weiterverfolgt werden und meine jüngeren Kolleg*innen dran bleiben. Und ganz besonders hoffe ich darauf, dass die jetzige junge Generation und ihre Kinder in einer Welt leben können, die den Klimawandel noch bewältigen kann. Dafür ist es so bedeutend, dass wir jetzt endlich umsteuern und alles tun, um die Folgen des Klimawandels zu reduzieren.

F: In der Zukunft möchte ich mich weiterhin mit den Aspekten rund um Vielfalt auseinandersetzen, mich selbst und meine Einstellungen hinterfragen und wenn nötig verändern. Ich möchte offen für Neues bleiben und mich für eine gleichberechtige Gesellschaft einsetzen.

 

Quellen:
(1) Antidiskriminierungsstelle. https://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/ueber-diskriminierung/diskriminierungsmerkmale/alter/alter-node
(2) Charta der Vielfalt. https://www.charta-der-vielfalt.de/fuer-arbeitgebende/vielfaltsdimensionen/alter/

 

Im Rahmen des AMIF-Projekts “Zeitentausch – Interkulturelle Perspektiven auf Generationsunterschiede” setzen wir uns noch intensiver mit den Vielfaltsdimensionen Herkunft und Alter/Generationen auseinander. Schaut doch mal auf der Projektseite vorbei.


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