Die Nordkirche ist ein Zusammenschluss aus den evangelisch-lutherischen Kirchen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Rund zwei Millionen Menschen in Norddeutschland gehören den Gemeinden der Nordkirche an. Zwei Millionen Menschen mit diversen Herkünften und Begabungen.
Vor diesem Hintergrund und mit dem Wunsch, noch mehr Menschen Zugang zu den Angeboten der Nordkirche zu ermöglichen, hat die Kirchenleitung einen Prozess der Interkulturellen Öffnung angestoßen. Eines der wichtigsten Instrumente war die Einrichtung von neun Qualitätszirkeln im Jahr 2019. Hier setzen sich Vertreter*innen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Institutionen mit der Umsetzung von Interkultureller Öffnung in unterschiedlichen Bereichen auseinander (Gottesdienst interkulturell, Kultursensible Seelsorge, Bildung, Kultursensible Kommunikation, Dialog auf Augenhöhe, Theologie und Ökumene, Rassismuskritische Perspektiven auf Kirche und Diakonie, Dialog mit anderen (Religionen/Weltanschauungen) im säkularen Raum, Recht und Ressourcen).
Nun ist ein Ergebnispapier mit Handlungsempfehlungen entstanden, auf deren Grundlage die Kirchenleitung 2021 ein Gesamtkonzept zur Interkulturellen Öffnung in der Nordkirche erarbeiten wird. Ihr könnt es euch hier herunterladen.
Wir von diversity-leben halten es für das Ziel einer gesamtgesellschaftlichen Wertschätzung von Vielfalt unverzichtbar, dass große Institutionen der Gesellschaft die Schritte der Interkulturellen Öffnung wagen.
Wir haben euch Handlungsempfehlungen aus zwei Qualitätszirkeln beispielhaft aufgelistet. Es lohnt sich aber, mal durch das gesamte Ergebnispapier zu blättern. Denn: Viele Empfehlungen lassen sich auch in der Arbeit außerhalb des kirchlichen Bereichs umsetzen.
Bereich kultursensible Kommunikation:
“Der Qualitätszirkel hält es für hilfreich, dass für den Weg auch die Mitarbeitendenschaft divers aufstellt ist. Nur so können vielfältigere Erfahrungen durch vielfältigere kulturelle Hintergründe eingebracht werden und nur so wirkt und handelt die Nordkirche authentisch. Kultursensible Kommunikation ist auf diesem Weg zu mehr Vielfalt ein geeignetes Mittel – sie kann intern Prozesse anstoßen und extern Anziehungskraft entwickeln. (…)
Für eine bessere/gelingende interne und externe kultursensible Kommunikation setzt der Qualitätszirkel auf:
– „Kommunikation auf Augenhöhe“ als grundsätzliche Haltung bei der Planung von Projekten
– an die Zielgruppe angepasste Sprache bzw. Mehrsprachigkeit (leichte, verständliche deutsche Sprache, Auswahl der Fremdsprachen etc.); wann immer möglich: Rückkoppelung in der Zielgruppe
– passende Bildauswahl bei Veröffentlichungen entsprechend der Zielgruppe; wann immer möglich: Rückkoppelung in der Zielgruppe”
Bereich rassismuskritische Perspektiven:
“Interkulturelle Öffnung heißt für uns, wir kommen unseren „Wirs“ und unseren Vorstellungen von Normalität auf die Spur. Wir stellen zunächst Fragen: Was sehen wir, wenn wir auf die Welt schauen? Nach welchen Mustern bewerten wir, was wir sehen? Erkennen wir rassistische Muster in unserer Institution? Ist Rassismus in kirchlichen und diakonischen Strukturen angelegt? Wer hat bei uns Macht? Wer bestimmt darüber, was und wie es gemacht wird? Welche Stimmen werden gehört und wann? Haben wir unterschiedliche Zugänge zu Ressourcen? Wen sprechen wir wie mit unseren Angeboten an? Können sich alle Menschen eingeladen fühlen?
Aufgrund oben genannter Punkte haben wir für das IKÖ-Konzept folgende Handlungsempfehlungen:
1: Partizipation aller in den verschiedenen Bereichen kirchlicher und diakonischer Arbeit von Anfang an
2: Sensibilisierung für eine rassismuskritische Perspektive durch Bildung
3: In jedem Kirchenkreis und in jedem Hauptbereich und gibt es eine*n Beauftragte*n für Diskriminierung/Rassismus
4: Externe Begleitung und Beratung
5: Geschichte der Vorgängerkirchen der Nordkirche in der Kolonialzeit aufarbeiten
6: Von den Partnerschaftsgruppen lernen – und in der Partnerschaftsarbeit der Nordkirche eine kontinuierliche Reflektion über koloniale Handlungs- und Denkmuster und Rassismen aufrechterhalten
7: Gemeinsame Projekte mit internationalen Gemeinden und anderen Religionsgemeinschaften, Begegnungen ermöglichen, finanzielle Mittel dafür bereitstellen”
Beitragsbild: Ausschnitt aus dem Ergebnispapier