Das Wort schwul ist kein Schimpfwort und dennoch wird es seit Jahrzehnten so verwendet. Es diskriminiert und diffamiert. Der Bedarf an Anti-Diskriminierungsarbeit ist nach wie vor hoch, auch im Bildungsbereich. Im Jahr 2019 erschien die Studie „Echte Vielfalt“, die das Sozialministerium Schleswig-Holstein in Auftrag gegeben hatte. Darin berichtet leider nur ein Bruchteil der Befragten, dass sich vielfältige Lebensformen, die es in unserer Gesellschaft gibt, auch als Thema in Bildungseinrichtungen widerspiegeln.
Diskriminierung ist verletzend für die Betroffenen und schafft kein förderliches Lernklima für die Lernenden. Menschen fühlen sich ausgeschlossen und nicht gern gesehen. Diskriminierung ist eine strukturelle Barriere und bewirkt, dass nicht allen Menschen gleichberechtigte Zugänge zu Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe offenstehen.
Besonders betroffen sind Personen, die aufgrund mehrerer Merkmale benachteiligt werden, zum Beispiel Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung aus dem LSBTIQ*-Spektrum (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Inter* und queere Menschen). Was bedeutet das genau im Alltag neuzugewanderter Menschen? Welche Situationen, Benachteiligungen und Fragestellungen ergeben sich hieraus für Betroffene wie auch Fachkräfte?
Um genau diesen Fragen auf den Grund zu gehen, richtete das Bildungsdezernat der Landeshauptstadt Kiel von Mai bis September 2020 eine dreiteilige Fachtagungsreihe für Fachkräfte aus dem Bildungsbereich aus. In verschiedenen Veranstaltungsformaten wurden geschlechtsspezifische Zugangshemmnisse und Mehrfachdiskriminierungen in den Fokus genommen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe stand der Dialog über verschiedene Ansätze zur Schaffung und Gestaltung von vielfaltsanerkennenden und gleichstellungsfördernden Rahmenbedingungen. Deutlich wurde: Große Herausforderungen und Hemmnisse in der täglichen Praxis können unkritische und unreflektierte Haltungen auch von Fachkräften sein, ebenso fehlendes Verantwortungsbewusstsein.
„Die Lobby für die Situation von LSBTIQ*-Menschen ist noch nicht groß genug und Geflüchtete leiden besonders darunter. Anders zu sein ist in unserer Gesellschaft leider immer noch Anlass für Ausgrenzung und Angriffe jeglicher Art“, so Bürgermeisterin Renate Treutel. „Der gegenwärtig raue Diskurs um Diskriminierungsformen braucht auch Fachkräfte mit entsprechenden Kompetenzen und einer klaren Haltung.“
Die wichtigsten Ergebnisse der Veranstaltungsreihe finden sich in der neuen Broschüre „Bildung für alle – Vielfalt anerkennen, Gleichstellung fördern“, die in Kooperation mit Haki e.V. und der Geschäftsstelle Echte Vielfalt erarbeitet wurde.
„Anerkennung tut allen Menschen gut und hilft wirklich sehr beim Lernen. Die Türen zu Bildungsangeboten müssen daher einladend für alle geöffnet werden“, betont Bürgermeisterin Treutel. „Über 100 pädagogische Fachkräfte aus dem Kieler Raum haben mitgemacht und wollen das befördern. Dafür bekommen sie und andere nun ein kompaktes und leicht verständliches Heft in die Hand. Es bietet viele Tipps, wie Anerkennung der Vielfalt in unserer Gesellschaft und Gleichstellung im eigenen Hause etabliert werden kann“, so Treutel weiter.
Die Publikation enthält neben interessanten und wissenswerten Infos vor allem viele praktische Anregungen für den pädagogischen Alltag. Ziel der Fachkräfte aller pädagogischen Angebote sollte sein, vor Diskriminierung zu schützen und gleiche Chancen zu ermöglichen. Auch das stärkt die Kieler Bildungsregion und unsere Gesellschaft. Daher steht die Publikation allen Interessierten online unter www.kiel.de/bildungsregion zur Verfügung und kann als gedruckte Version unter bildungsregion@kiel.de kostenlos angefordert werden.
Text: Pressedienst Landeshauptstadt Kiel