Deutschland ist divers. Aber wie gehen wir damit um? Mit welchen theoretischen Konzepten lässt sich Diversität verstehen und welche Handlungsempfehlungen gibt es für ein diversitätssensibles Zusammenleben und Arbeiten?
Die Lehrerin, Autorin und Moderatorin Gloria Boateng läutete mit diesen Worten den Fachtag Diversität in Rendsburg ein. Er wurde unter Corona-konformen Bedingungen von der Volkshochschule Rendsburg, dem Kreis Rendsburg-Eckernförde und der Diakonie Schleswig-Holstein geplant und durchgeführt.
Der Vormittag war geprägt von verschiedenen Vorträgen:
Mark Terkessidis thematisierte das post-migrantische Zeitalter, also die Tatsache, dass die deutsche Gesellschaft schon lange aus diversen Migrationsgeschichten zusammengesetzt ist. Dass Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland kommen ist also kein neues Phänomen, auch wenn es immer wieder als solches dargestellt wird. Dazu beschrieb er den Begriff “Integration” als Defizit-orientiert, was teilweise durch Projekte und Einrichtungen noch verstärkt wird. Denn durch dieses Verständnis von Integration wird eine Gesellschaft konstruiert, in der es immer Probleme geben wird. Eine Gesellschaft, die auf Vertrauen basiert, sollte ihre Diversität in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens abbilden.
Jens Leutloff stellte das Konzept der Intersektionalität als Abkürzung zu einem diversitätssensiblen Miteinander vor. Denn: Identität ist kein “Entweder-Oder”, sondern ein Mix aus verschiedenen Dimensionen.
Auch menschenfeindliche Einstellungen wie z.B. Rassismus wurden in dem Vortrag thematisiert. Als Idee für ein besseres Zusammenleben wurde unter anderem vorgeschlagen, die “Schweige-Spirale” zu brechen: Also, die eigene anti-diskriminierende Meinung offensiv zu vertreten.
Als dritte Rednerin stellte Yildiz Deniz ihre Forschungsergebnisse zur Interkulturellen Öffnung in der Verwaltung vor. Dabei leitete sie mit diesen Worten ein: “Wenn man sich öffnen will, heißt das ja, dass man sich vorher verschlossen hat”. Dies verdeutlicht, wie Defizit-orientiert in einigen Situationen auf Herkunft geschaut wird. Yildiz zeigte diverse Zugangsbarrieren von außen aber auch Widerstände von innen auf. Als Handlungsempfehlung gab sie den Teilnehmenden unter anderem mit auf den Weg, eine positive Einstellung zu Migration zu entwickeln.
Eddy Steinfeld-Mertens lenkte den Blick auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz – AGG. Hierin steht für den Arbeitskontext gesetzlich verankert, dass Benachteiligungen aufgrund verschiedener Identitätsdimensionen verhindert oder beseitigt werden sollen. Das Publikum bekam außerdem die Anregung, Diversität und Andiskriminierung immer zusammen zu denken!
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Während und nach der Mittagspause hatten die rund 100 Teilnehmenden die Möglichkeit, auf einem kleinen “Marktplatz” verschiedene Organisationen und Projekte kennenzulernen.
Das Diversity Forum SH brachte außerdem ein interaktives Element in den Fachtag ein: Lets talk!
In vier Runden konnten die Gäst*innen im Speed-Dating-Format zu einer bestimmten Fragestellung ins Gespräch kommen. Dadurch war der durch Corona lang ausgebliebene persönliche Austausch außerhalb von digitalen Räumen endlich wieder möglich geworden.
Toll, dass so viele Menschen teilgenommen und sich auch kritisch in den Fachtag eingebracht haben! 😊