Powersharing – Zur Macht des Teilens
Am 11. November 2024 fand im Martinshaus der Diakonie Schleswig-Holstein ein sehr lebendiger und gut besuchter Fachtag statt. Fast 70 Personen aus diversen Einrichtungen und Teams sowie Mitglieder aus Migrantenorganisationen nahmen teil. So bildeten schon die Teilnehmenden eine große Vielfalt ab.
Grußworte wurden von Shamsia Azarmehr, Frauenrechtlerin aus Afghanistan und Marie-Louise Petersen- Scharff und Pia Duitsmann von den SISTERS Frauen für Afrika geteilt.
Alexandra Antwi-Boasiako führte als Moderatorin mit viel Humor und einem sehr guten Verständnis für die Thematik durch die Veranstaltung.
Die Gastreferentin Natascha Nassier-Shahnian aus Berlin ist Expertin im Themenbereich Empowerment und Powersharing und gestaltete einen großen Teil des Fachtags: mit einem Vortrag führte sie inhaltlich in die Thematik ein. Der Vortrag wurde auch online übertragen, sodass sich auch weitere Teilnehmende einschalten konnten.
Beim Powersharing geht es darum, die Beziehungsfähigkeit zu allen Mitgliedern der Gesellschaft zu stärken, ein Bewusstsein über Machtstrukturen zu erlangen und Öffnungsprozesse in Institutionen zu begleiten. Global hat die Geschichte des Kolonialismus dazu beigetragen, dass sich eine Dominanzkultur entwickelt hat. In vielen Bereichen wie Medien, Arbeit, Bildung, Wohnen, Gesundheit haben sich Machtverhältnisse etabliert – vielfach unbewusst übernommen und immer wieder reproduziert. In Organisationen herrscht eine “weiße” Vorherrschaft. Kapital und Ressourcen sind für bestimmte Personen und Organisationen leichter zu erlangen. In ihrem Vortrag und auch den folgenden Workshops ging es immer wieder darum, sich der Privilegien bewusst zu werden – aber keine Schuld oder Scham zu empfinden. Als Gegenmittel nannte sie u. a. die Entwicklung einer Kultur der Wertschätzung & Unterstützung, Fehlerfreundlichkeit, Transparenz der Entscheidungsstrukturen.
Zur Vertiefung der Themen wurden im Anschluss Powersharing Workshops angeboten: zu den Themen “Koloniale Kontinuitäten und Rassismus” mit Aurelie Djotsa; “Institutionelle Verantwortung” mit Daniela Suhr und Shamsia Azarmehr, “Des Weißseins letzter Schluss?! – Kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Weißsein” mit Anna Cardinal und ein Empowerment Safe Space mit zwei Vertreterinnen der EmbiPoC-Hochschulgruppe, Nimra Khan und Victoria Timm.
Natascha Nassir-Shanian rundete den Tag mit einer “Fishbowl” ab, in der sie alle Gäste nochmal einlud, sich zu den Themen des Tages und dem Erlebten zu äußern – mit einem Blick auf Wahrnehmung und emotionale Befindlichkeit. In diesem Abschlussgespräch wurden persönliche Erfahrungen geteilt, zum Teil sehr offen und beeindruckend.
Alle Gäste des Tages waren sich einig, dass die Atmosphäre sehr gut und die Themen des Tages viel zur Reflektion hinterließen.
Die Graphic Recorderin Nina Schumann aus Hamburg hatte den Fachtag mit Bildern begleitet, die wir hier nochmal gern vorstellen, auch als graphisches Protokoll des Fachtags:
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Da für alle jeweils nur ein Workshop zur Auswahl stand und sie auch als zu kurz empfunden wurden, werden die Powersharing Workshops im nächsten Jahr nochmal als Tagesworkshops angeboten. Sie sind auch ohne das Vorwissen des Vortrags zu besuchen und sehr empfehlenswert.
Nähere Informationen dazu finden sich hier:
“Einführung in das Konzept der institutionellen Verantwortung zum Powersharing”
am 14. Januar 2025 von 9:30 – 15:00 Uhr im Martinshaus in Rendsburg, mit Shamsia Azarmehr und Daniela Suhr
“Koloniale Kontinuitäten und Rassismus”
am 18. März 2025 von 10:00 – 15:00 Uhr im Martinshaus in Rendsburg mit Aurelie Djotsa
“Des Weißseins letzter Schluss?! – Kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Weißsein”
am 19. März 2025 von 10:00 -17:00 Uhr im Martinshaus in Rendsburg mit Anna Cardinal
Der Fachtag fand im Rahmen des AMIF Projekts “Netzwerk Integration Empowerment #WIRKLICHMACHEN” statt, das von Januar 2023 – Ende Dezember 2025 durch die Diakonie Schleswig-Holstein mit den Projektpartnern des Diakonischen Werks Husum, der Diakonie Altholstein, dem Frauenwerk der Nordkirche und dem Kieler Verein kulturgrenzenlos durchgeführt wird.